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Informationen für Ärzte

Blutverdünnung bei Infiltrationen

Für Infiltrationen und Operationen gelten bei uns bzw. an den SALK (CDK) folgende Regeln.Die Angaben orientieren sich an der aktuellen Evidenzlage, den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie (DWG) sowie internationalen Leitlinien (ASRA, CHEST, ESAIC/ESRA, EHRA).

Infiltrationen

Facettenblockaden / ISG-Infiltration

  • T-ASS (Aspirin) und Clopidogrel sollten nach Möglichkeit abgesetzt werden.
    Bei entsprechender Indikation (z. B. hohes kardiovaskuläres Risiko) kann T-ASS fortgeführt werden, Clopidogrel sollte jedoch pausiert werden.
  • Vitamin-K-Antagonisten (Marcoumar, Sintrom): nach Möglichkeit präinterventionell durch niedermolekulares Heparin ersetzen („Bridging“) für etwa 10 Tage vor dem Eingriff.
  • DOAKs (Apixaban, Rivaroxaban, Edoxaban, Dabigatran): je nach Blutungsrisiko und Nierenfunktion 48–72 Stunden vor der Intervention pausieren.
    Bei normaler Nierenfunktion und geringem Blutungsrisiko ist ein kürzeres Intervall möglich, bei neuraxialer Nähe (z. B. lumbale Infiltrationen) sollte ein Abstand von mindestens 72 Stunden eingehalten werden.
  • Prophylaktische vs. therapeutische Antikoagulation:
    Bei prophylaktischer Dosierung (z. B. LMWH-Prophylaxe) kann die Pause kürzer gewählt werden.
    Bei therapeutischer Dosierung (z. B. volle DOAK-Dosis oder Heparintherapie) sollten längere Intervalle eingehalten werden.
    Eine Ausnahme bildet die mechanische Herzklappe – hier darf keine Unterbrechung ohne fachübergreifende Bridging-Planung erfolgen.
  • Wurzelblockaden

  • T-ASS und Clopidogrel: nach Möglichkeit absetzen. Bei zwingender Indikation kann T-ASS fortgeführt werden, Clopidogrel sollte pausiert werden.
  • Marcoumar/Sintrom: 10 Tage vor der Intervention Umstellung auf LMWH.
  • DOAKs: wie oben – 48–72 Stunden Pause vor der Intervention, abhängig von Präparat und Nierenfunktion.
  • Prophylaxe vs. Therapie: prophylaktische Dosis mit kürzerem Intervall, therapeutische Dosis mit längerer Pause; mechanische Herzklappe nicht absetzen ohne Bridging-Plan.
  • Peridurale Infiltrationen / Sakralblock / Hiatus Sakralis Blockade

  • T-ASS und Clopidogrel: nach Möglichkeit 7 Tage vor dem Eingriff pausieren.
    Bei zwingender Indikation kann T-ASS fortgeführt werden; Clopidogrel, Ticagrelor und Prasugrel sollten aus Sicherheitsgründen pausiert werden
    (Clopidogrel 5–7 Tage, Ticagrelor ca. 5 Tage, Prasugrel 7–10 Tage).
  • Marcoumar/Sintrom: Umstellung auf LMWH 10 Tage vor Intervention.
  • DOAKs: bei neuraxialen Verfahren mindestens 48–72 Stunden, häufig eher ≥72 Stunden pausieren.
    Dabigatran bei eingeschränkter Nierenfunktion länger pausieren. Kein Wiederbeginn, solange neuraxiale Katheter liegen.
  • LMWH / UFH:
    • Prophylaktische Dosis: letzte Gabe ≥ 12 Stunden vor neuraxialem Eingriff, Wiederbeginn frühestens 6–8 Stunden nach gesicherter Hämostase.
    • Therapeutische Dosis: letzte Gabe ≥ 24 Stunden vor neuraxialem Eingriff, Wiederbeginn erst nach Katheterentfernung und sicherer Blutstillung.
  • Mechanische Herzklappe: keine Unterbrechung ohne individuell abgestimmtes Bridging-Konzept.
  • Operationen

  • T-ASS und Clopidogrel sollten nach Möglichkeit abgesetzt werden.
    Operationen unter T-ASS sind grundsätzlich möglich, insbesondere bei hohem kardiovaskulärem Risiko, erfordern aber eine individuelle Risikoabwägung.
    P2Y12-Hemmer (Clopidogrel, Ticagrelor, Prasugrel) sollten im Regelfall 5–10 Tage vor der Operation pausiert werden
    (Clopidogrel 5–7 Tage, Ticagrelor 5 Tage, Prasugrel 7–10 Tage).
  • Marcoumar/Sintrom: 10 Tage vor der Operation auf niedermolekulares Heparin (z. B. Enoxaparin 1 mg/kg KG 2× täglich oder Dalteparin 100 IE/kg 2× täglich) umstellen, INR-Kontrolle bis < 1,5.
    Wiederbeginn postoperativ nach individueller Blutungsrisikoabschätzung.
  • DOAKs: je nach Präparat und Nierenfunktion 2–4 Tage präoperativ pausieren
    (bei niedrigerem Risiko kürzer, bei neuraxialer Anästhesie oder hohem Blutungsrisiko mindestens 72 Stunden).
    Wiederbeginn postoperativ nach gesicherter Hämostase, in der Regel nach 24 Stunden bei niedrigem, nach 48–72 Stunden bei hohem Blutungsrisiko.
  • Spondylodesen über drei Etagen: unter T-ASS evtl. möglich, unter Clopidogrel nur bedingt.
  • Operationen an der Halswirbelsäule: unter T-ASS nur bedingt möglich, unter Clopidogrel nicht.
  • Neuraxiale Anästhesie: während liegendem Katheter keine Gabe von DOAKs oder therapeutischem LMWH.
  • Generelle Hinweise

    • Bei prophylaktischer Antikoagulation (z. B. postoperative Thromboseprophylaxe) sind kürzere Absetzintervalle möglich.
    • Bei therapeutischer Antikoagulation (z. B. VTE, Vorhofflimmern, mechanische Herzklappe) sind längere Pausen notwendig und das Bridging interdisziplinär abzustimmen.
    • Mechanische Herzklappen, kürzlich erlittene Thrombosen oder Embolien: kein Absetzen ohne ärztliche Rücksprache.
    • Entscheidungen erfolgen in Zusammenarbeit mit Anästhesie, Kardiologie und Hämostaseologie.
    • Wiederbeginn der Antikoagulation stets erst nach gesicherter Hämostase und klinischer Kontrolle.

    Literatur

    • Klasen J, Schulte T, Osada N, Liljenqvist U, Gosheger G, Bullmann V.
      Spinal surgical intervention under ASS 100 and Clopidogrel – a survey among members of the German Spine Society (DWG).
      Eur Spine J 2011; 20: 1979–2066.
    • ASRA Guidelines (5th Edition, 2025): Regional anesthesia in the patient receiving antithrombotic therapy.
    • CHEST Guideline 2022: Perioperative Management of Antithrombotic Therapy.
    • ESAIC/ESRA Joint Guideline 2022: Regional anaesthesia in patients on antithrombotic drugs.
    • EHRA Practical Guide 2021: NOAC/DOAK perioperative management and timing of interruption.

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